Claudia Ott, ottpunkt AG, haben Sie Mut…?

Ein Gespräch über Führung zwischen Leidenschaft und Vernunft

Claudia Ott im Gespräch mit dem Journalisten Martin Schuppli auf die Frage, was Führung mit Emotionen und Mut zu tun hat.

Claudia Ott was steckt hinter der Firmenphilosophie von ottpunkt AG?
Die Systeme Wirtschaft und Gesundheit werden bei uns als Gesamtheit betrachtet. Mit hoher Rationalität, Emotionalität, Erfahrung, Energie und Humor. Wir gründeten unsere Firma als Plattform für den zwischenmenschlichen Bereich, um Menschen und Firmen zu begleiten.

Was ist deine Motivation dieses Mut Projekt ins Leben zu rufen?
Meine Motivation kommt aus der tagtäglichen Arbeit mit Menschen. Kommunikative und emotionale Transparenz zu schaffen braucht Mut, sehr viel Mut. In der Führung über Emotionen zu reden ist auch in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich. Ein riesiges Potential liegt in Gedankengängen, die nicht verwehrt, sondern ausgehalten und geäussert werden. Gedanken sind Träger für einen spontanen und zielgerichteten Führungsalltag. Deswegen braucht es Führungsplattformen um sich auszutauschen. Ottpunkt stellt diese zur Verfügung.

Welches Ziel verfolgst du mit dem Mut Projekt?
Dieses Projekt ist für offene, mutige Führungspersönlichkeiten, welche bereit sind anders zu denken. Führungspersönlichkeiten die Mut zum Reden haben und sensibel im Umgang mit sich selbst sind oder werden wollen. Und, dass das Verständnis für die Verantwortung, die eine Führungsperson trägt, mehr Anerkennung erhält. Eine Führungsperson ist oft einsam, hat Ängste und Unsicherheiten. Ich wünsche mir, dass dies gesehen und respektiert wird. Und, dass der Mut sich dem zu stellen anerkannt wird.

Was hat deine Kundschaft für einen Nutzen, wenn sie sich bei ottpunkt beraten lässt?
Eine pragmatische, unkomplizierte Standortfindung ist die Basis für die nächsten Schritte. Das schätzen unsere Kunden. Durch die Erkenntnisse aus der individuellen Fragestellung und ihrer Antwort bekommen sie Bestätigung für ihr Denken und Handeln. Der „Aha-Effekt“ lässt die Führungsperson klarer und strukturierter in der Entscheidungsfindung werden.

Wie funktioniert eine individuelle Standortbestimmung bei Dir?
Ich höre zu. Gleichzeitig erkennen wir zusammen über die Emotionen und das Energiesystem, wo die Vision, die Idee oder sogar Spannungsfelder, effektiv ihren Ursprung haben. Situationsbezogen stelle ich die Fragen. Indem mein Gegenüber Fragen beantwortet, setzt er sich bereits mit sich selbst auseinander. Somit nehmen die Erkennung und deren Handlungen ihre ersten Schritte in die richtige Richtung.

Dein Credo?
Wenn ich weiss, was ich bin, kann ich alles denken, Gutes, Schlechtes, alles! Die Konsequenz des „alles Denkens“ verstärkt die freie Handlung und öffnet den Horizont der Authentizität.

Was ist wichtig um eine authentische Führungsperson zu sein?
Das fachliche Wissen. Die Leidenschaft für die Aufgabe, die ethischen Überzeugen. Ehrlichkeit, Wahrheit sowie Demut.

Warum lancierst Du das Mut-Projekt mit Führungsverantwortlichen?
Um Ideen und Visionen in die Handlungsebene zu bringen. Emotionale Gedankengänge zu verwenden und die Selbstreflexion zu fördern. Es braucht Mut in der heutigen Gesellschaft über emotionale Führungsentscheide zu sprechen.

Verhält sich ein Mensch heute anders in der Führungsverantwortung?
Die evolutionäre Entwicklung unserer Wirtschaft-, Sozial- und politischen Strukturen ist sehr schnelllebig. Wir Menschen haben unsere Emotionen über Jahrhunderte nicht verändert. Jedoch haben sich die Technologie und die Dienstleistungsanforderungen stark vom Menschen wegbewegt.

Du zeigst also eine andere Führungsperspektive auf?
Nein, andere Denkansätze. Es gibt kein richtig oder falsch, nur die Anerkennung der Erfahrung. Führen heisst: ich stehe zu dem was ich sage und sage das, wozu ich persönlich stehe. Man muss Menschen mögen und akzeptieren. Man muss Prioritäten setzen. Wissen, was tue ich selbst und was gebe ich ab. Achtsamkeit, Toleranz und trotzdem die Aufgaben lösen. Eine klare Strategie entlastet und lässt Freiraum zum Hinhören und Beobachten bei Mitarbeitenden und Kunden.

Spiegeln Emotionen denn die Wirklichkeit?
Ja. Es gibt nichts Faktischeres als Emotionen in uns. Emotionen sind die Wahrheit in uns. Entscheiden, tut man sich nicht. Situationsbezogen weiss ich, was zu tun ist. Die Kausalität (Ursache – Wirkung) hebelt unsere Emotion aus. Auch zu recht. Denken, dann Handeln.

Was sollte eine Führungspersönlichkeit aus deiner Sicht mitbringen?
Verantwortung, Einfühlungsvermögen und Respekt.

Das bedeutet konkret?
Das Bewusstsein soll immer in der Führung sein. Das heisst, es kostet viel Energie und es braucht Zeit. Vielen reicht diese Zeit nicht, da sie mit anderen Aufgaben beschäftigt sind. Führen heisst Visionen haben, Führen heisst Leidenschaft, Führen heisst Aufgaben verteilen und sehr viel Achtsamkeit. Führen ist ein Seilakt mit einem sehr hohen Verantwortungsgefühl.

Eine Herausforderung?
Ja klar. Will ich emotional führen, ist eine eigene Lebensphilosophie wichtig und befreiend. Ich muss mein Ziel kennen und den Gesamtüberblick behalten. Die Mitarbeiter achten, den Kunden ehren.

Was sollte eine Führungsperson beachten, bevor sie eine neue Funktion übernimmt?
Passt es für mich. Kann ich mich in diesem Umfeld entfalten. Bekommen meine Ideen Gehör. Fühle ich mich wohl? Das braucht eine differenzierte Betrachtungsweise. Die Firmenkultur und die eigene Überzeugung des Führungsstils sollten zusammenpassen. Wenn ich in einer Firma führe, die mir nicht entspricht, verliere ich mich selbst. Ich fange an mich anzupassen, Unausstehlichkeit und nicht Verstanden werden sind eine Folge davon, die niemandem von Nutzen ist.

Ist es schwierig offene Führungsverantwortliche zu finden, die über ihre Emotionen reden?
Sie sind da.
Und ich freue mich immer auf spannende Interview-Begegnungen und danke allen interessierten Interviewpartner und Lesern für ihre Zeit, ihre Offenheit und für ihre Selbstreflexion.

Claudia Ott